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Das Gehör richtig Schützen – Lesen Sie das Interview mit Oliver Treier, Geschäftsführer wolff Hörcenter Lenzburg

Das Gehör richtig schützen – Lesen Sie das Interview mit Oliver Treier, Geschäftsführer wolff Hörcenter Lenzburg

Was sind die häufigsten Ursachen von Gehörschäden am Arbeitsplatz und wie können sie vermieden werden?

Grundsätzlich entstehen Gehörschäden durch laute Maschinen und Werkzeuge. Gehörschäden können auch verursacht werden durch räumliche Gegebenheiten wie Raumakustik oder Knalltraumata. Meistens schützen Personen Ihr Gehör nicht, aus Gründen der direkten Kommunikation.  Man höre sonst die Arbeitskollegen nicht, wenn sie etwas rufen oder fragen. Dieses Problem kann einfach behoben werden. Es gibt Gehörschutz, der individuell angepasst und mit Filter bestückt sind. Dadurch wird der schädliche Lärm unterdrückt und die Stimmen werden trotzdem durchgelassen.

Welche gesetzlichen Bestimmungen und Vorschriften gibt es zum Gehörschutz am Arbeitsplatz?

Zum Gehörschutz am Arbeitsplatz gelten gesetzliche Bestimmungen wie der Artikel 5 der Verordnung über die Verhütung von Unfällen und Berufskrankheiten  (VUV) und Vorschriften der SUVA. Die persönliche Schutzausrüstung (PSA), um das Gehör zu schützen, muss alle zwei Jahre vom Hersteller oder Lieferanten überprüft werden, um den vorgeschriebenen Standards zu entsprechen.

Welche Arten von Gehörschutz sind für unterschiedliche Arbeitsumgebungen empfehlenswert?

Wir empfehlen WorkSafe mit verschiedenen Filtermöglichkeiten. Man kann nicht nur einen Filter für die ganze Arbeitsumgebung zur Verfügung stellen, man benötigt je nach Gefahr und Arbeitsumfeld mehrere. Es gibt heute Gehörschutz für jede Lebenslage, wie z.B. für Musik, die Arbeit,  auf dem Motorrad, bei der Jagd, fürs Schlafen und fürs Schwimmen. Jede dieser Lebenslagen benötigt je nach Lärmintensität einen speziellen Gehörschutz.

Wie können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer das Risiko von Gehörschäden bei der Arbeit selbst erkennen und minimieren?

Ich empfehle einen Rundgang mit den Mitarbeitern durchzuführen und dabei ein Pegelmessgerät mitzuführen. So kann man den Mitarbeitenden zeigen, von welcher Maschine oder Arbeiten die entsprechenden Lärmemissionen ausgehen. Das Gehör nimmt bereits ab 85dB Schäden und muss geschützt werden. Oft sind die Mitarbeiter von der Lärmmessung überrascht. Als Vergleich, 85 dB entspricht einem Benzin-Rasenmäher. Prävention ist das beste Mittel, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen es aktiv erleben und verstehen können.

Gibt es spezielle Massnahmen oder Programme zur Sensibilisierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Thema Gehörschutz?

Betroffene sind durch die Vernetzung mit ihren Freizeitaktivitäten und Hobbys am zugänglichsten. So haben wir die Möglichkeit, Ausstellungen oder Messen für das Thema zu sensibilisieren. In meinen Augen gibt es enormes Potential, wenn die Berufsverbände dieses Thema noch stärker sensibilisieren würden. Bereits die Lernenden müssen zum Thema Gehörschutz in allen Lebenslagen sensibilisiert werden. Man muss sich achten, wie viele junge Menschen ihr Gehör schützen an einem Festival oder einem Konzert. Ich kann Ihnen aus meiner eigenen Erfahrung sagen, das sind leider zu Wenige. Den Vergleich, welchen ich gerne aufzeige: Ein individueller Gehörschutz nach Abformung kostet ca, CHF 100-200. Dies ist ein Bruchteil davon, was ein Hörgerät kostet, nämlich CHF 1000 – 4500  

Wie wichtig ist der Gehörschutz auch ausserhalb der Arbeitszeit und welche Massnahmen können ergriffen werden, um das Gehör im privaten Umfeld zu schützen?

Durch Prävention, man muss die Menschen für den Schutz vom Gehör sensibilisieren. Denn die Schäden kommen leider mit dem Alter. Das Grundproblem ist die Bequemlichkeit, Ignoranz und die Gewohnheit der Menschen. Ein weiterer Punkt ist etwa, dass die günstigen Ohrstöpsel bereits nach 10 Minuten Schmerzen verursachen. Dazu wird nur der breitbandige Lärm auf allen Frequenzen 20dB gedämpft.

Welche Auswirkungen können unbehandelte Gehörschäden auf die Gesundheit und das Wohlbefinden einer Person haben?

Hörverlust hängt 1:1 mit der Gesundheit zusammen wie:

  • 2,5x höheres Risiko an Demenz zu erkranken mit einem Hörverlust.
  • Erhöhtes Risiko für eine Depression
  • Enorme Kostenfolgen (Hausarzt, HNO ORL und andere Spezialisten)
  • Einschränkung der Lebensqualität und Teilnahme am Leben.
  • Enorme Defizite bei beruflicher und sozialer Integration

Welche Rolle spielt die regelmässige Überprüfung des Gehörs und wie kann dies effektiv umgesetzt werden?

Ich empfehle alle 3-5 Jahre eine Überprüfung. Wenn jemand aber einen Verdacht hat, dann unbedingt sofort einen Hörtest machen. Bei uns ist ein Hörtest beispielsweise kostenlos.

Welche Innovationen und technologischen Fortschritte gibt es im Bereich des Gehörschutzes?

Wir sind bereits bei der finalen Ausprägung mit Filtern, Abdrücken, Materialien etc. Es ist möglich, dass noch weitere Fortschritte erzielt werden, was Filter anbelangt. Die Form des Ohres ist gegeben, das wird sich nicht stark verändern. Die Ohrmuschel kann sich mit dem Alter vergrössern, dies ist von Person zu Person individuell.

Was sagst Du jemanden, der sagt, er wolle nur schnell etwas machen mit dem Winkelschleifer ohne Gehörschutz?

Ich würde ihm ein Standardgehörschutz, also Ohrstöpsel oder Pamir (Militär) abgeben und die Person darüber informieren, wie das Gehör ohne Schutz beschädigt wird. Die Person wird von einer Hörverminderung betroffen sein. Die Frage ist nicht ob, sondern wann. Sollte man einen Hörsturz haben, dann muss man innerhalb von 48-72h zum Arzt gehen. Sonst gibt es bleibende Schäden. Ein Hörsturz ist immer einseitig und abrupt.

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